EdiMotion15. – 18. Oktober 2021

NACHRUF AUF INGE SCHNEIDER

Mit Trauer und Betroffenheit haben wir vom Tod Inge Schneiders erfahren – einer großartigen Editorin, einer langjährigen Weggefährtin, vor allem aber einem ganz wunderbaren Menschen. Wir fühlen mit Ihrer Familie und all jenen, die um sie trauern. Es werden viele sein, denn sie hat einen ganz besonderen Eindruck in sehr vielen Leben und Werken hinterlassen. Auch im Leben von uns im Festivalteam. Inge war auf ganz besondere Weise über die Jahre präsent, auch wenn sie selbst das wahrscheinlich nicht vermutet, bescheiden abgewunken hätte.

Inge Schneider war im Jahr 2004 die erste Preisträgerin des frisch aus der Taufe gehobenen Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm. Mit ihrer herausragenden Montage an „Die Spielwütigen“ hatte sie Publikum, Jury und nicht zuletzt uns nachhaltig begeistert, mit ihrer feinfühligen Art hat sie uns menschlich berührt. Im Mittelpunkt zu stehen, auf einer Bühne ausgezeichnet zu werden, all das behagte ihr allerdings weniger und auch wie gern und wie kompetent sie über ihre Arbeit sprach, merkte man zu diesem Zeitpunkt eher im privaten Austausch am Rande des Festivals, beim öffentlichen Publikumsgespräch wollte sie lieber ihren damaligen Schnittassistenten zu Wort kommen lassen. Nur drei Jahre später war sie erneut für ihre Montage an „Prinzessinnenbad“ nominiert, diesmal fiel das öffentliche Gespräch über ihre Montagekunst dank wachsender Vertrautheit und familiär-kollegialer Atmosphäre beim Festival deutlich leichter. Im „Gepäck“ hatte Inge in diesem Jahr auch ihre Tochter und Inges Familie wurde seit dieser Zeit auf ganz eigene Weise Teil der Festivalfamilie: Als Inge im Jahr 2012 ihren zweiten Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm für ihre Arbeit an „Raising Resistance“ erhielt, war das nicht die größte Freude des Tages – am Festival-Sonntag war sie Oma geworden. Im Jahr 2017 würdigten wir Inge mit dem Ehrenpreis Schnitt für ihr Lebenswerk als Filmeditorin – und während man in den Laudationes von Andres Veiel, Antje Kruska und Judith Keil die Wertschätzung und Dankbarkeit von Inges „Filmfamilie“ erleben konnte, sorgte Inges Enkelkind mit seinem ausgeprägten Interesse für die Lichtanlage für ein komisches Highlight auf der Preisverleihung.

Mit Inge Schneider geht nicht nur menschliche Wärme und Mentorenqualität verloren, wir werden auch ihren besonderen Blick auf die Realität vermissen: In mehr als 45 Arbeiten hat sie ihre Meisterschaft besonders in feinfühligen Charakterporträts bewiesen und dabei viele moderne Klassiker des deutschsprachigen Dokumentarfilms geschaffen. Mit großem Gestaltungswillen, Witz und Feinfühligkeit montierte sie ihre Arbeiten, die von einer großen Liebe zu den Protagonist*innen und dem Kino insgesamt zeugen. Ihr einmaliges Gespür für Dramaturgie fügte auch die umfangreichsten Langzeitbetrachtungen in eine stringente Filmerzählung, in kleinen Blicken, Gesten und Dialogen fand sie in ihrer Montage die großen Momente im Alltäglichen.

In unserem Alltag werden uns die großen wie die kleinen Momente mit Dir sehr fehlen, liebe Inge – danke für viele wertvolle persönliche Erinnerungen und bleibende Filmmontagen!

Wir verwenden Cookies. Wenn Sie auf der Seite weitersurfen, stimmen Sie der Cookie-Nutzung zu.Datenschutz