EdiMotion15. – 18. Oktober 2021

Kurzfilm

THE EDIT SPACE FÖRDERPREIS SCHNITT

Der Nachwuchspreis für Editor*innen als zentraler Bestandteil von Edimotion wird 2021 bereits zum sechzehnten Mal verliehen. Der mit 2.500 € dotierte Preis prämiert die beste Montage eines Kurzfilms. Seit 2011 können sich auch Editor*innen aus Österreich und der Schweiz bewerben.

Preisträger 2021

Der The Edit Space Förderpreis Schnitt geht 2021 an Famil Aghayev und Fabio Thieme für ihre Arbeit an Suite.

Die Jurybegründung: „Ein Raum, ein Kammerspiel, eine Schnittfolge von laufenden Wasserhähnen und Putzrobotern. Ein absurder Hauskeeper, eine versteckte Kritik am spekulativen Steuer- und Wohnungsmarkt. Ein Vexierspiel, das mit seinen geringen Mitteln erstaunlich viel Verwirrung und Unterhaltungspotential entwickelt und in seiner Montage zum Leben erweckt.“

MENSCHEN ALS MENSCHEN ZEIGEN
Ein Interview mit dem Preisträger Famil Aghayev

„Suite“ ist als Mockumentary eine hybride Form zwischen den Gattungen Dokumentar- und Spielfilm. Wie habt Ihr in der Montage austariert, wie weit ihr in Richtung vermeintlicher dokumentarische Glaubwürdigkeit schneiden wollt, oder wie transparent Ihr das Spiel mit den Genres macht?

Wenn man einen Dokumentarfilm macht, achtet man stark auf diese Dinge, denke ich. Bei einer Mockumentary weniger. Für uns hat das eher ästhetisch eine Rolle gespielt – dass einfach gedreht wurde, ohne Farbeffekte. Für uns war einfach wichtig, dass es sowohl als Dokumentarfilm als auch als Spielfilm in der Wahrnehmung funktionieren würde.

Aber Ihr habt ja im Schnitt den Moment bewusst drin gelassen, als der Schauspieler in die Kamera fragt „war das jetzt gut so“ – das ist ja ein deutlicher Hinweis...

Ja, das passiert manchmal im Schnitt – man macht etwas und alle sagen, ja, genau, so muss es bleiben. Das war also erstmal keine ganz bewusste Entscheidung.

Der Titel hat u.a. die Musikform „Suite“ als Doppelbedeutung zum Raum. Wie wichtig war das Musikalische für Eure Montage?

Besonders für Fabio war diese Bedeutung des Titels wichtig. Aber dass es musikalisch, in einem besonderen Rhythmus ist, das war für uns beide immer Ziel der Arbeit. Vor allem im Wechsel der Interviewteile und der inszenierten Bewegungen im Raum, den Dingen, die er alltäglich macht, haben wir rhythmisch mit Kreisbewegungen gearbeitet.

In der Beziehung ist Werner Herzog ein Vorbild für uns, übrigens auch im Spiel mit den Genres, auch seine Dokumentarfilme sind ja nicht reine Documentaries.

Wie viel Improvisation war im Material, das Ihr montiert habt?

Die Improvisation war nicht im Interviewtext, eher in der Tonalität, wie er es gemacht hat. Vor allem aber in den Bewegungen mit den Dingen im Raum. Wir wussten am Anfang nicht, wie absurd die Tonalität des Filmes werden soll. Bei ihm konnten wir dann sehr viel reinnehmen von seinen Angeboten.

Ihr habt unterschiedliche Stärken oder auch Lieblingsmontagetechniken, oder? Wie arbeitet Ihr beide zusammen?

Wenn man im Schnitt eine neue Idee hat, muss man die immer verteidigen – einfach machen und zeigen, dass es so besser ist. Wir streiten also öfter mal und das ist auch gut so – manchmal findet sich der Konsens erst nach einer Woche, aber das ist fruchtbar für den Film.

Wiederholung und Variation ist ein Prinzip Eurer Montage, das Spiel mit Dauer. Wolltet Ihr so bewusst die Komik steigern?

Man muss immer unterscheiden, was man selbst im Schnitt gerade zum x-ten mal sieht und was andere dann eben zum ersten Mal sehen. Die Monotonie ist beim Sichten noch größer. Aber das Thema hat sich sogar im Spiel gespiegelt – der Schauspieler, der ja bewusst die monotonen Verrichtungen in der Wohnung machen musste, war nach einigen Takes dann selbst so davon erschöpft, dass er das im Interview verwertet hat, wo als Improvisation anbietet „Ich will unbedingt einen Urlaub machen“. Das steigert dann natürlich die Absurdität.

Interview: Kyra Scheurer

Nominierungen 2021

© Famil Aghayev© Famil Aghayev

Famil Aghayev

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit SUITE

Famil Aghayev stammt aus Aserbaidschan, wo er zunächst ein Studium der Zahnmedizin absolvierte. Ab 2016 studierte er in Berlin Literatur- und Medienwissenschaft. Zur gleichen Zeit gründete er gemeinsam mit Fabio Thieme die Serkalo Filmproduktion, für die er zahlreiche Kurzfilmprojekte montierte. Aktuell arbeitet Famil Aghayev als Video Content Creator und Editor.

Filmografie (Auswahl)

2021Wohngemeinschaft. Kurzfilm. Fabio Thieme.
2020Nadia. Kurzfilm. Fabio Thieme.
2020Suite. Kurzfilm. Fabio Thieme.
2019Salon Gloria. Kurzfilm. Fabio Thieme.
2019Demetrius. Kurzspielfilm. Fabio Thieme.
2019Intersection. Mittellanger Spielfilm. Fabio Thieme, Lyza Rydvan.

Selin Dettwiler

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit LEAVERS

Selin Dettwiler ist in Münsingen in der Schweiz geboren. 2017 beendete sie den Bachelor Video mit Fokus Montage an der HSLU. Seit 2020 studiert sie Film, Studienrichtung Schnitt an der ECAL (École Cantonale d’Art de Lausanne) und HEAD-Genève (Haute école d'art et de design). Neben diversen Projekten im kurz- und mittellangen Bereich montierte sie den Langfilm Arada und zahlreiche Trailer.

Filmografie (Auswahl)

2021 Rouge Jaune Vert. Kurzdokumentarfilm. Selin Dettwiler.
2021 Schalentiere. Kurzspielfilm. Nina Kovacs.
2020/21 Banana und Retour En Ville. Videoinstallation. Selin Dettwiler.
2020 Leavers. Kurzdokumentarfilm. Kezia Zurbrügg.
2020 Arada. Dokumentarfilm. Jonas Schaffter.
2019 Bloc B. Kurzspielfilm. Nora Longatti.
2019 Eine Laerche ist ein Baum und ein Vogel. Experimentalfilm. Michèle Flury.
2018 Wir zwei. Kurzspielfilm. Cosima Frei.
2017 Ausser Sicht. Kurzdokumentarfilm. Jacqueline Wüst.
2016 Nice Try. Experimentalfilm. Selin Dettwiler.

© Rolf Hellat© Rolf Hellat

Rolf Hellat

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit DAS SPIEL

Rolf Hellat studierte Filmregie an der ZHDK in Zürich. Neben seinem Filmstudium verbrachte er Zeit in den Wäldern Brasiliens, wo er für ein ökologisches Landwirtschaftsprojekt arbeitete, spielte Tenorblockflöte in Paris und versuchte, mit einem Esel nach Spanien zu laufen.
Seither realisiert er Kurzfilme, Dokumentarfilme und Werbespots als freier Regisseur und Editor. Daneben macht er Musik, gründete ein Startup im Bereich Audio Augmented Reality und schuf eine Marke für Strohhüte und Mützen.

Filmografie als Editor

2021Die Schalmeierin. Mittellanger Spielfilm. Rolf Hellat.
2021 Kurzsicht. Kurzspielfilm. Rolf Hellat.
2021 Das Spiel.Kurzdokumentarfilm. Roman Hodel.
2020 Dirt Devil 550 XSKurzspielfilm. Rolf Hellat.
2017 Epilog. Kurzspielfilm. Rolf Hellat.
2017 Rakijada. Kurzdokumentarfilm. Nikola Ilic.
2016 Tons of Passion.Kurzdokumentarfilm. Corina Schwingruber Ilic.
2011 I Ovo Je Beograd.Kurzdokumentarfilm. Corina Schwingruber Ilic.

© Andrea Zahler© Andrea Zahler

Roman Hodel

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit DAS SPIEL

Roman Hodel ist in Meggen aufgewachsen. Nach der Fachmatura 2010 und einem Zwischenjahr, begann er mit dem Studium an der Hochschule Luzern Design & Kunst Fachrichtung Video. Im Sommer 2014 schloss er das Studium mit dem kurzen Dokumentarfilm Blaulicht ab. Für diesen erhielt er gemeinsam mit Lena Mäder und Thais Odermatt eine Lobende Erwähnung bei Filmplus 2015. Seither arbeitet er als freischaffender Kameramann, Editor und Regisseur.

Fimografie (als Editor)

2020 Das Spiel. Kurzdokumentarfilm. Roman Hodel. (Co-Schnitt mit Rolf Hellat)
2014 Blaulicht. Kurzdokumentarfilm. Lena Mäder, Roman Hodel. (Co-Schnitt mit Lena Mäder und Thais Odermatt)

© Philipp Mayer© Philipp Mayer

Philipp Mayer

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit FISCHE

Philipp Mayer wurde in Braunau am Inn, Oberösterreich geboren. Von 2006 bis 2013 studierte er Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien. Für seine Abschlussarbeit Die Technik der Filme Stanley Kubricks besuchte er das Stanley Kubrick Archiv in London und forschte über die Auswirkung der Filmtechnik auf die Ästhetik der Filme Kubricks. Seit 2015 studiert er Montage an der Filmakademie Wien mit einem zusätzlichen Schwerpunkt auf Buch und Dramaturgie. Seit 2019 arbeitet er als Editor bei Mischief Films in Wien.

Filmografie (Auswahl)

2020 Fische. Kurzspielfilm. Raphaela Schmid.
2020 Das Urteil im Fall K. Kurzspielfilm. Özgür Anil.
2019 Zufall & Notwendigkeit. Kurzspielfilm. Nicolas Pindeus.
2019 Josef Markus Julian. Kurzspielfilm. Özgür Anil.

© privat© privat

Vreni Sarnes

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit EIN KLEINER SCHNITT

Vreni Sarnes, geboren in Karlsruhe, begann nach einem kleinen Umweg zu einem Studium in Fahrzeug und Motorentechnik als Schnittassistentin an mehreren Spiel- und Dokumentarfilmen zu arbeiten. Seit 2017 studiert sie an der Filmakademie Baden-Württemberg Montage/Schnitt.

Filmografie (Auswahl)

2021Memories To The Future. Werbefilm. Lea Thurner.
2020Oatly. Werbefilm. Marleen Valien.
2020Handbook For A Privileged European Woman. Kurzspielfilm. Alma Buddecke.
2020Ein kleiner Schnitt. Kurzspielfilm. Marleen Valien.
2020This Will Be My Last Cigarette. Kurzspielfilm. Alma Buddecke und Joscha Bongard.
2019Savage. Kurzspielfilm. Alma Buddecke.
2019Jung fragil. Kurzspielfilm. Joscha Bongard.
2019Love me. Musikvideo. Lara Scherpinski.
2019Reclam. Werbefilm. Marleen Valien.
2019Rauch Fisch Kunstblut. Kurzdokumentarfilm. Jasmin Astaki-Bardeh.
2018Hot Dog. Kurzspielfilm. Marleen Valien und Alma Buddecke.
2018Lashes. Kurzspielfilm. Max Rauer und Vreni Sarnes.
2018Lächel doch mal. Experimentalfilm. Alina Yklymova.
2017Herr Schoepken und das Licht der Welt. Kurzspielfilm. Till Gombert.

Fabio Thieme

Nominiert für den The Edit Space Förderpreis Schnitt mit SUITE

Fabio Thieme ist Regisseur und Videokünstler. Er studierte Literatur und Theater und arbeitet in London, Rom und Berlin. 2018 gründete er gemeinsam mit Famil Aghayev die Serkalo Filmproduktion in Berlin. Ein zentrales Thema seiner Arbeit sind die Wechselwirkungen von Realität und Fiktion im virtuellen Raum.

Filmografie als Editor (Auswahl)

2021 Intersection. Mittellanger Spielfilm. Fabio Thieme, Lyza Rydvan.
2020 Suite. Kurzfilm. Fabio Thieme.
2019 Salon Gloria. Kurzfilm. Fabio Thieme.
2019 Demetrius. Kurzspielfilm. Fabio Thieme.
2018 Sechs Gedecke aufgetischt. Kurzspielfilm (Co-Schnitt mit Filippo Constanzo). Fabio Thieme.
2017 Schaf. Kurzspielfilm. Fabio Thieme.

Vornominierungen 2021

Rolf Hellat und Roman Hodel für Das Spiel
Gina Calamassi und Hubert Schmelzer für Degar Disi
Benjamin Pieber für Echthaar
Vreni Sarnes für Ein kleiner Schnitt
Jan Wollenschläger für Einsamer Film mit Waschmaschine
Philipp Mayer für Fische
Vreni Sarnes für Handbook for a Priviliged European Woman
Selin Dettwiler für Leavers
Irem Schwarz für Lower Ambitions
Sophia A. Machado für Reina
Bela Moritz für Solist
Famil Aghayev und Fabio Thieme für Suite
David Maria Vogel für Urubu 'Rai
Mathilde Babo für Zelle 364

Archiv Preisträger*innen

2020 Sianne Gevatter für Nacht Ueber Kepler 452B
2019 Jessica Rudolph für Peng!
2018 Florian Pawliczek und Johannes Klais für Fasse dich kurz!
2017 Maximilian Merth für Sara the Dancer
2016 Anna Grenzfurthner für Wartezeit
2015 Sebastian Mez für Substanz
2014 Steffen Hand und Erik Schmitt für Nashorn im Galopp
2013 Pablo Ben-Jakov für Good Soil
2012 Kathrin Dietzel für Über rauhem Grund,
2011 Rolf Hellat für I ovo je Beograd
2010 Stefanie Brockhaus für Das Kind in mir
2009 Szilvia Ruszev für Wagah
2008 Tobias Suhm für Escape
2007 Rudi Zieglmeier für Bildfenster/Fensterbilder
2006 Wolfgang Weigl für Fair Trade
2005 Marty Schenk für Leroy räumt auf

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